Buchauszug: Ibn Khaldun – Maßloser Reichtum und maßvolles Leben

«Doch als die Asabiya der Araber schließlich durch die Prophetie Muhammads – Allah segne ihn und schenke ihm Heil -, mit der Allah sie auszeichnete, im Islam geeint wurde, rückten sie gegen die Völker der Perser und Byzantiner vor und beanspruchten das Land, das ihnen von Allah bestimmt und wahrhaftig versprochen worden war. Sie entrissen ihnen ihr Königtum und eigneten sich ihre irdischen Güter an. Solch unvorstellbarer Reichtum wurde ihnen zuteil, daß sogar ein einzelner Reitersmann in einigen Feldzügen etwa 33.000 Goldstücke erhielt. Kurz: Was sie dabei erbeuteten, war unermeßlich.

Dennoch blieben sie der Härte ihrer Lebensweise verhaftet. `Umar war es, der seine Kleidung mit Lederstücken ausbesserte, und `Ali war es, der sprach: «O Gold und Silber! Verführt andere, nicht mich!» Abu Musa vermied es, Hühnerfleisch zu essen, weil es, da so selten, den Arabern damals unbekannt war. Siebe gab es bei ihnen überhaupt nicht, und sie aßen den Weizen mit seiner Kleie. Und dies alles, obgleich ihre Gewinne größer waren als jemals die eines Volkes auf Erden!

So groß waren die Gewinne der Menschen, wie du ersehen kannst. Durch ihre Religion wurde ihnen dies nicht verwehrt, denn als Kriegsbeute handelte es sich um legitimen Besitz. Außerdem gingen sie nicht maßlos mit ihm um, sondern lebten in jeder Hinsicht genügsam, wie wir bereits gesagt haben. So ist ihnen hierbei kein Vorwurf zu machen.»

(Ibn Khaldun, Buch der Beispiele – Die Einführung / al-Muqaddima, übersetzt von Mathias Pätzold, Reclam-Verlag Leipzig ©1992, Seite 148-149)

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Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

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