Buchauszug: Schmitz du Moulin – Der Islam, eine Demokratie von Aristokraten (1904)

„Der Islam ist nicht nur patriarchalisch, sondern auch durchaus demokratisch*. Jeder Europäer, der längere Zeit im despotischen Orient lebte, wird mit Staunen gewahr, daß er dort weit mehr persönliche Freiheit hat, als daheim. Dies beruht hauptsächlich auf der tiefen Religiosität der Moslims.

Das religiöse Thermometer kann nicht steigen, ohne daß das Thermometer politischer Gewalttat falle, und anderseits kann das religiöse Thermometer nicht fallen, ohne dass die politische Gewalttat sich bis zur rohesten Polizeiherrschaft, dem grausigsten Despotismus, steigere. Das ist ein Gesetz, welches man in der Geschichte der Menschheit überall bestätigt findet.

Dieses religiöse Thermometer steht in Europa sehr tief und ist noch immer am Sinken. Das muß zu einem Despotismus führen, riesiger und furchtbarer, als ihn die Menschheit je gesehen hat.

Schwindet in Europa aber die religiöse Gewalt vollends, wo wird man genügende despotische Machtmittel finden? — In den wirklichen Ländern des Islam ist kaum eine Polizei nötig, und doch ist fast überall unter ihnen die Sicherheit der Personen und des Eigentums eine ideale. Ein Diebstahl, selbst der kleinste, kommt kaum vor. Man kann die Häuser ruhig Tag und Nacht unverschlossen halten.“

(Muhammad Adil Schmitz du Moulin, Der Islam ©1904, Seite 241-242)

* „Demokratisch“ bedeutet hier nicht Volksherrschaft, sondern Selbstbestimmung

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Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

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