«Wenn der sesshafte Mensch ein großes Vermögen besitzt, viel Grund und Boden erworben hat, der Reichste in der Stadt geworden ist und man ihn als solchen ansieht, wenn er im Luxus lebt und sich dessen Gepflogenheiten hingibt, dann kann er mit den Emiren und Herrschern konkurrieren. Sie bedrängen ihn deshalb, denn die Feindseligkeit, die in der menschlichen Natur liegt, lässt sie nach seinem Besitz streben.
Sie streiten mit ihm um den Besitz und bedienen sich dabei aller möglichen Mittel, bis sie ihn in den Fallstricken des königlichen Gesetzeswerkes gefangen haben und einen Anlass finden, ihn zu bestrafen und ihm auf diese Weise das Vermögen zu entreißen. Die Mehrzahl der (weltlichen) Regierungsgesetze ist in den meisten Fällen ungerecht, denn die reine Gerechtigkeit gab es nur im legitimen Kalifat, das aber nur von kurzer Dauer war.
Muhammad – Allah segne ihn und schenke ihm Heil – sprach:
«Nach mir wird das Kalifat noch dreißig Jahre währen und dann wieder zu gemeiner königlicher Herrschaft werden.»
Deshalb braucht derjenige, der Geld und beträchtlichen Reichtum, von dem die Bevölkerung weiß, sein eigen nennt, unbedingt jemanden, der ihm Schutz bietet, und einen gesellschaftlichen Rang, der ihn abschirmt. Dies zu gewährleisten vermag jemand aus der Verwandtschaft bzw. der Umgang des Thrones oder auch eine asabiya (Solidarität eines Stammes), vor der sich der Herrscher in acht nehmen muss. So findet der Vermögende hinter ihrem Rücken Schutz und kann vor Feindseligkeiten sicher sein. Hat er diesen Schutz nicht, wird er zum Opfer aller erdenklichen Hinterlist und gesetzlichen Vorwände.
«Allah entscheidet. Und es gibt niemand, der seine Entscheidung revidieren könnte.» [Koran 13. 41]
(Ibn Khaldun, Buch der Beispiele – Die Einführung/al-Muqaddima, übersetzt von Mathias Pätzold, Seite 191-192)