«Faszinierenderweise waren unsere arabischen Vorfahren nicht so wie wir, und ihre Einstellung zur Sexualität war sehr frei und offen, […] Es war ihnen nie peinlich, über Frauen und über Sex zu reden oder darüber zu schreiben. Ich glaube, dass diese große Freiheit, die sie genossen, die Ursache der Strenge ist, die wir heute vorfinden.»
(Salah al-Din al-Munajjid, Al-Hayat al-Finsiyya ‚ind al-‚Arab, Seite 10, zitiert aus „Sex und die Zitadelle – Liebesleben in der sich wandelnden arabischen Welt“ von Shereen El Feki)
Soweit ich weiß, darf man nicht über seine eigene Frau reden.
Bleiben also nur fremde Frauen, was aber Zina mit der Zunge wäre, siehe Hadith zu Zina mit verschiedenen Körperteilen.
Mir wäre auch nicht bekannt, dass die Sahaba offen und ohne jede Not über Frauen und GV geredet hätten. Welche arabischen Vorfahren genau meint der Mann?
Lies mal „ṭauq al-ḥamāma fī l-ulfa wa-l-ullāf“ (Das Halsband der Taube) von Imam Abū Muḥammad ʿAlī Ibn Ḥazm oder die (wirklich sehr) zahlreichen Bücher über Sex und Erotik von Abd ar-Rahmān Dschalāl ad-Dīn as-Suyūtī. Oder werfe einen Blick in die Enzyklopädien der Wissenschaften der Islamischen Welt, in denen Ilm Adab an-Nikah (Die Lehre der ehelichen Ethik), Ilm al-Bah (Die Lehre des Sexes) und Ilm al-Gung (Die Lehre der Erotik) zu den klassischen Wissenschaften gezählt wurden und auch ausgiebig beschrieben wurden, auch anhand von erotischen und sexuellen Anekdoten.
Die gesamte frühe und spätere Gelehrtenliteratur des Islams ist voll mit den Themen Sex und Erotik und ein beliebtes Stilmittel dieser Gattung war das Erzählen von Anekdoten, die entweder namentlich überliefert wurden oder direkt aus dem eigenen Erlebnishorizont stammten und ohne Nennung des Namens auskamen.
Es sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass ein Mann zeitgleich 4 Frauen ehelichen darf. Auch darf ein Mann sich scheiden lassen und dafür wieder neue Frauen heiraten.
Außerdem darf ein Mann so viele Frauen wie er möchte sich als Besitztum der rechten Hand anschaffen und mit ihnen auch sexuell verkehren. Es ist also einem Mann tatsächlich möglich, von eigenen sexuellen Erlebnissen zu reden/schreiben, ohne dabei einen Hinweis darauf geben zu müssen, mit welcher Frau dieses Erlebnis zustande kam.
Auch ist es nicht verboten, den Menschen von sündigen Menschen zu erzählen, die z.B. Zina begangen oder andere verurteilenswerte Handlungen. Dies kann entweder zur Warnung geschehen oder einfach nur um darzustellen, dass es diese Sünden gibt und sie auch stattfinden.
Des Weiteren sollte man als Muslim (egal ob Jahil, Talibul-Ilm oder als Gelehrter) immer in Betracht ziehen, dass man etwas nicht weiß. Das Nichtwissen jedoch ist niemals die Grundlage eines Urteils im Islam.
„Mir wäre auch nicht bekannt, …“ ist also kein Grund etwas abzulehnen, sondern eher, es sich „bekannt“ zu machen, sich also Wissen darüber anzueignen.
Aischa – möge Allah mit ihr zufrieden sein – berichtete folgendes:
»Die Frau von Rifa’a al-Qurazi kam zum Gesandten Allahs – sallAllahu alayhi wa sallam -, während ich saß und Abu Bakr bei ihm war. So sagte sie: „Oh Gesandter Allahs, ich war mit Rifa’a zusammen und er hat sich dann von mir geschieden. Als meine Wartezeit verging, heiratete ich nach ihm Abdurrahman bin az-Zubayr und bei Allah, O Gesandter Allahs, er hat (einen Penis) (schlaff) wie ein Saum und dabei nahm sie einen Saum von ihrem Kleid. Als Halid bin Sa’id, der vor der Tür stand, da er nicht eingelassen wurde, ihre Aussage hörte, rief er: „O Abu Bakr, willst du diese nicht zurechtweisen.“ (Jedoch) bei Allah, der Gesandte Allahs hat (daraufhin) nur gelächelt und sagte ihr: „Willst du etwa zu Rifa’a zurück? Nein, erst wenn er deine Süße (‚Usaylataki) kostet und du seine Süße (‚Usaylatahu).“ Dies wurde dann zu einer Sunna (das heißt, zu einer normativen Regel)«
(Sahih al-Bukhari: 77. Buch, 6. Kap. [Nach der Druckversion von Dar al-Minhag, Dschidda, 1429])
In einer anderen Version, die auch Imam al-Bukhari erwähnt, stehen weitere Details zu diesem Vorfall. Dort ist zu lesen, dass ihr Mann auch anwesend war, vermutlich kam er später hinzu. Als Reaktion auf ihren Vorwurf, er sei impotent, sagt er:
»Sie lügt bei Allah, O Gesandter Allahs. Wahrlich ich reibe sie, wie es sich gehört eine Haut zu reiben [inni la-anfuduha Nafda-l-Adim (Das ist eine bildliche Beschreibung der energievollen Geschlechtsverkehrs)]. Sie ist aber trickreich und sie will Rifa’a zurück.«
(Sahih al-Bukhari: 77. Buch, 23. Kap. [Nach der Druckversion von Dar al-Minhag, Dschidda, 1429])
Und auch von den Sahaba sind Überlieferungen bekannt, in denen sie offen über Sex und Erotik sprachen.
Tut mir leid, aber du übersiehst einen wesentlichen Punkt:
Wie man unschwer erkennen kann, gab es für die oben genannten Ahadith Anlässe und man wollte sich erkundigen, wie mit dem Problem umzugehen ist.
“Mann ist impotent“, “Man nuckelt an der Brust seiner Frau, bis Milch rauskommt“…immer ging es um rechtliche Beurteilung eines Vorfalls.
Nenne doch mal Beispiele, wo der Prophet, Gott segne ihn, einfach so ohne Anlass über Sex geredet hat, also in der Weise, dass er sagte: “Dieses und jenes steigert die Lust“ oder allgemein in der Weise darüber gesprochen hat, wie man es von schambefreiten Westlern kennt.
Der Prophet hat nicht mal das Wort Penis gebraucht, wenn es nicht unbedingt notwendig war, sondern sprach von dem, “was zwischen den Beinen ist“.
Und Haya ist vom Imam, wenn Menschen damals offen darüber geredet haben, dann vielleicht nur, weil sie weniger schamhaft waren als andere, vorbildlichere.
“Die gesamte frühe und spätere Gelehrtenliteratur des Islams ist voll mit den Themen Sex und Erotik und ein beliebtes Stilmittel dieser Gattung war das Erzählen von Anekdoten, die entweder namentlich überliefert wurden oder direkt aus dem eigenen Erlebnishorizont stammten und ohne Nennung des Namens auskamen.“
Lies einfach den Quran und die Ahadith und dann ermittle mal, zu wie viel Prozent es um Sex geht.
0,X %.
Tatsächlich ist es ein zwar schöne, aber durch und durch banale Angelegenheit.
Und zu den Sachen mit den vielen Frauen sagt Allah sinngemäß:
“Zum Genuß wird den Menschen die Freude gemacht an ihrem Trieb zu Frauen und Kindern und aufgespeicherten Mengen von Gold und Silber und Rassepferden und Vieh und Saatfeldern.“ 3, 14.
Du siehst: Frauen werden in einem Atemzug mit Gold, Silber und Vieh genannt.
Es ist eine triviale Vergnügung, nicht bedeutsamer als der Anblick eines Goldschatzes etc.
Und welchen Wert haben noch mal materielle Dinge vor Allah? Gar keinen.
Dann doch lieber in sakralen Dingen erschöpfen wie Seelenreinigung und der Liebe zu Allah.
Außerdem sind die meisten von dir genannten Beispiele, Suyuti und Ibn Hazm, nicht wirklich maßgebend, da sie einfach das Thema Sex erweitert haben, solange sie keiner Hindernisse von Quran und Sunnah gesehen haben.
Man kann aber auch den gegenteiligen Weg gehen und Schamhaftigkeit erweitern, solange es keine Hindernisse von Quran und Sunnah gibt.
Letzeres stimmt eher (!) mit dem Propheten sas ein, als Ibn Hazm oder Suyuti.
Wetten?
Ich werde nur auf zwei Behauptungen des Kommentars kurz eingehen.
Nicht einmal die größten Hadith-Gelehrten unserer Ummah haben wahrscheinlich alle Überlieferungen lesen können, die es in den zahllosen Sammlungen weltweit gibt. Ich weiß jedoch, dass es zahlreiche Überlieferungen gibt, vom Propheten – sallAllahu alayhi wa salam – und von vielen Gefährten, Tabiin und TabiTabiin, die sich direkt mit Sex und Erotik auseinandersetzen, ohne dabei die wahre islamische Scham zu verletzen. Einige dieser Überlieferungen findet man übrigens in diesem Buch -> http://www.al-adala.de/Neu/buchbesprechung-lust-gunst-sex-und-erotik-bei-den-muslimischen-gelehrten-von-ali-ghandour/
Und die Tatsache, das etwas nicht explizit im Quran Erwähnung findet, bedeutet nicht, dass es verboten oder verpönt wäre. Vielmehr gilt im Fiqh die Regel, dass alles erlaubt ist, es sei denn es wird explizit im Quran oder durch die Sunnah verboten. Dies ist der Grundsatz in den Muāmalāt (Umgangsformen) und in den Dingen, die Allāh erschaffen hat, wie Tiere, Bäume oder ähnlichem. Allein in den Ibadāt (Gottesdiensten) ist diese Regel umgekehrt und darauf gehe ich jetzt ein …
Der erlaubte sexuelle Akt mit der Angetrauten gilt im Islam (mit entsprechender Absicht) als ein Gottesdienst, der von Allah auch als solcher belohnt wird.
Erlaubter Sex ist also mitnichten trivial, sondern an sich selbst sakral. Was den Sex als Gottesdienst ungültig macht, wurde von den Gelehrten aus zahlreichen Quellen hergeleitet. Allein dieser Umstand macht eine explizite Auseinandersetzung mit dem Thema unbedingt nötig.
Lieber Rahmen,
dein IP-Adressen-Hopping (USA, Hamburg usw.) ist entlarvend … genauso wie dein Schreibstil.
Ist das deine muslimische Art, dort dich aufzuhalten, wo man dich nicht haben will???