Als ich im April 2014 den Beitrag Auszug: Völkermord in Ruanda (1994) – Muslime als Lebensretter & Identität als Muslim publizierte – der u.a. Auszüge aus einem Arbeitspapier des Instituts für Ethnologie und Afrikastudien der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz beinhaltet – , wollte ich auf einen bestimmten Umstand aufmerksam machen.
Viele uns geläufige schwere Verbrechen gegen die Menschlichkeit, speziell auch solche vom afrikanischen Kontinent, sind uns nur oberflächlich bekannt. Durch die Medienkonzentration auf den Nahen und Mittleren Osten jedoch, erfahren wir von Verbrechen die dort passieren viel häufiger und auch die Religionszugehörigkeit der Konfliktbeteiligten wird immer häufiger explizit erwähnt.
Der Völkermord von Ruanda gilt heute als eines der schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Innerhalb von weniger als 4 Monaten verloren in Ruanda zwischen 800.000 und 1.000.000 Menschen das Leben. Fast jeder hat davon sicherlich schon gehört, aber die Religionszugehörigkeit der Beteiligten war bisher kein großes Thema.
Erst aus einem Arbeitspapier des Instituts für Ethnologie und Afrikastudien der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz erfuhr ich vor einigen Jahren, welche herausragende Rolle die muslimische Minderheit in Ruanda während des Völkermordes spielte. (Der Name des Arbeitspapiers Nr. 74 lautet Muslime in Ruanda – Von Marginalisierung zu Integration und wurde vom Ethnologen und Politikwissenschaftler Rainer Klüsener verfasst)
In diesem Beitrag möchte ich nun auf die Rolle eingehen, die die christlichen Kirchen beim Genozid von Ruanda spielten. Hierzu zitiere ein weiteres Mal aus dem o.g. Arbeitspapier.
«Es gab nur wenige Möglichkeiten für die ruandischen Tutsi und für verfolgte Hutu den Massakern zu entkommen. Weder die wenigen sich noch im Land befindlichen UNA-MIR-Soldaten noch das Rote Kreuz und vor allem nicht die christlichen Kirchen waren in der Lage, die Flüchtlinge zu schützen.
Alle in Ruanda vertretenen christlichen Kirchen (mit Ausnahme der Zeugen Jehovas) waren zumindest passiv am Völkermord beteiligt. Dies gilt besonders für die katholische Kirche, die als Institution speziell in den Jahren nach dem Genozid eine „persona non grata“ war (Scherrer 1997: 90). Sie verfügte auch über enge Verbindungen zur Staatsmacht. So gehörte beispielsweise Bischof Nsengiyumva zum Zentralkomitee der MRND-Einheitspartei, war enges Mitglied der akazu und Beichtvater der Präsidentengattin.
Sowohl in den katholischen und protestantischen als auch in den Kirchen der Adventisten fanden grausame Massaker statt. Während des Völkermords starben mehr Ruander in Kirchen als an anderen Orten (African Rights 1995: 865). In der Gemeinde Karama starben beispielsweise zwischen 35.000–43.000 Menschen, in Cyahinda wurden mindestens 20.000 Personen ermordet, in der Kirche in Kibuye wurden mindestens 4.300 Leichen gezählt, in der Kirche von Ntarama wird die Anzahl der Opfer auf 5.000 geschätzt (African Rights 1995: 261, 337, 345, 416). Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen und macht dadurch die Dimension der Massaker in den Kirchen Ruandas deutlich.
Die Tatsache, dass viele Flüchtlinge in Kirchen Zuflucht suchten war durchaus verständlich, waren diese doch bei früheren Auseinandersetzungen stets unangetastet geblieben und dienten den Flüchtlingen als sicherer Zufluchtsort. 1994 war dies allerdings nicht mehr der Fall. Karten auf denen die größten Massaker verzeichnet sind, sind nahezu identisch mit Karten religiöser Zentren der Diözesen und Pfarreien (Scherrer 1997: 90).
Durch ihre Flucht in die Gotteshäuser wurde den Tätern das Morden sogar noch erleichtert, da sie ihre Opfer nicht mehr suchen und zusammentreiben brauchten, sondern sie in großer Zahl an Ort und Stelle abschlachten konnten (Grabinski /Römmer 1995: 149).
Bei den Attacken auf Kirchen waren in vielen Fällen auch Priester oder anderes Kirchenpersonal passiv oder gar aktiv beteiligt. Untersuchungen von Menschenrechtsorganisationen haben ergeben, dass mindestens ein Dutzend Priester andere Menschen ermordet haben. Eine noch größere Anzahl von Priestern wird verdächtigt Milizengruppen angeführt oder Flüchtlinge und Gemeindemitglieder an Todeskommandos ausgeliefert zu haben. So stehen beispielsweise vor dem internationalen Kriegsverbrechertribunal für Ruanda der Vereinten Nationen im tansanischen Arusha auch vier Geistliche. In Belgien wurden im Jahr 2003 zwei ruandische Nonnen verurteilt worden, die eine entscheidende Rolle bei den Massakern an 7.000 Tutsi gespielt hatten, die in ihrem Benediktiner-Konvent Schutz gesucht hatten. In Ruanda selbst sind bisher mehr als zwanzig Geistliche für ihre Beteiligung am Genozid angeklagt worden.»
As-salamu alaykum wa rahmatullahi wa barakaatuhu .
Lieber Bruder
Yahya Jens Ranft mal nee frage:Darf mann diesen Bericht den Deusctschen Kirchen per E-Mail schicken?Die Kirche ist soweit ich informiert bin was die Technik angeht im 21Jahr. angekommen.Wohl gemerkt Technisch.Diesen Bericht muss die Kirche bzw die Christen ernstnehmen damit sowas nie wieder passiert.
Möge Allah sie reichlich belohnen.
Wa alaykum assalam wa rahmatullahi wa barakatuh
Ich gehe ganz fest davon aus, dass zumindest die Katholische Kirche dieses Arbeitspapier schon kennt. Es wird sich bei ihr ebenso verhalten wie bei uns. Man kann sich vom Unrecht seiner eigenen Schäfchen zwar lossagen, aber verhindern kann man es meistens nicht.
As-salamu alaykum wa rahmatullahi wa barakaatuhu .
Ich bedanke mich rechtherzlich für ihre antwort.Es wäre sehr nett wenn sie mich in ihren Bittgebeten(Duaa)erwähnen würden.