Der deutsche Architekt und die undisziplinierten Araber

Ein marokkanischer Arbeitskollege erzählte mir im Büro eine interessante Begebenheit.

Ein deutscher Architekt bekam den Auftrag, als Bauleiter im Jemen eine Großbaustelle zu betreuen. Es war sein erster Job im arabischen Ausland und so machte er sich hochmotiviert an die Aufgabe. Im Jemen angekommen, musste er aber sehr schnell die Erfahrung machen, dass die Arbeitsmoral der Araber sich vollkommen von der deutschen in seiner Heimat unterschied.

Die jeminitischen Bauarbeiter waren äußerst undiszipliniert. Sie kamen zu spät zur Arbeit, gingen zu früh nach Hause, hielten sich nicht an die Pausenzeiten, hielten keine Ordnung und auch die Arbeitsleistung ließ zu wünschen übrig. Der Architekt verzweifelte regelrecht an der Gelassenheit der Araber und sie wollten ihm einfach nicht Folge leisten. Für ihn – speziell als Deutscher – war das eine schier unerträgliche Situation.

Dann machte der Architekt eine beeindruckende Beobachtung. Immer wenn der Gebetsruf erschallte, unterbrachen alle Arbeiter ihr Tagwerk. Wie durch ein Wunder wurde aus diesem undisziplinierten Haufen eine Ausgeburt der Disziplin. Nicht nur, dass sie alle gemeinsam die Arbeit unterbrachen, nein, sie machten sich auch gemeinsam auf den Weg zur Wasserstelle und wuschen sich dort gründlich, ganz diszipliniert, alle nach einer gemeinsamen Reihenfolge und Methodik. Damit nicht genug. Nachdem sie sich auf diese Weise gewaschen hatten, gingen sie alle geschlossen zur Gebetsstätte, stellten sich diszipliniert in schnurgeraden und vollständigen Reihen auf, um dann einem Vorbeter beim Gebet etwa 10 Minuten lang in allen seinen Bewegungen – gleichzeitig und penibel genau – zu folgen.

Der Architekt war beeindruckt. Da mühte er sich den ganzen Tag ab, um diesen Haufen zum Arbeiten zu motivieren, als Architekt mit fachlicher und internationaler Erfahrung, scheiterte aber kläglich an diesen südländischen Faulpelzen. Dann jedoch kommt ein einziger Mann daher und ruft die Leute aus der Ferne und im Namen ihres Gottes zum Gebet, und schon ist jede Faulheit, Unordnung und Disziplinlosigkeit vorbei.

Diese Beobachtung ließ den deutschen Architekten nicht mehr los und er wollte unbedingt in Erfahrung bringen was das für eine Religion ist, die einem solch eigensinnigen Volke eine derartige Disziplin abringt. Also erkundigte er sich über den Islam …

… und heute ist er Muslim.

Alhamdulillah !!!

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Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

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