Berlin (1925): Der „Kronprinz von Kurdistan“ und der mohammedanische Bankdirektor

In der Zeitungs-Ausgabe der „Innsbrucker Nachrichten“ vom 02.01.1926 erschien folgende kurze Meldung:

Der „Kronprinz von Kurdistan“. Berlin, 31. Dez.
Vor einiger Zeit erschien bei der Deutschen Bank in Berlin ein exotisch aussehender Mann in einer Phantasieuniform, und legte einen Scheck über 100 Dollar vor. Er hatte aber das Pech, an einen Bankdirektor zu geraten, der selbst Mohammedaner ist und der sofort feststellte, daß es sich um einen Betrüger handelte. Der Betrüger gab sich bei seiner Festnahme in der Bank als Kronprinz von Kurdistan und Nachkomme Harun al Raschids aus. In Wirklichkeit handelte es sich aber um den gefürchtetsten Hochstapler des Orients, um einen Türken Mohammed Ibn Raschid, der auf verschiedenen europäischen Plätzen mit der Polizei wegen Betrügerei und Hochstapelei in Konflikt geraten war. Von London hatte er seine Tätigkeit nach Berlin verlegt. Er hatte sogar die Kühnheit, Beziehungen zum Auswärtigen Amt in Berlin anzuknüpfen, um eine Audienz beim Reichspräsidenten Hindenburg zu erreichen.
Außergewöhnlich interessant und bemerkenswert, nicht nur die Kühnheit dieses türkischen Betrügers, sondern auch der Umstand, dass die Deutsche Bank in Berlin im Jahre 1925 anscheinend einen muslimischen Bankdirektor hatte.

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Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

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