Auszug: Michael Klonovsky – Die Befreiung der Sexualität

„Die Befreiung der Sexualität von nahezu sämtlichen Konventionen und sittlichen Regeln ist beispiellos: Alle bisherigen Gesellschaften haben der Entfesselung des Eros viele Riegel vorgeschoben, weil sie die Folgen ahnten. Der sexuell befreite Mensch, so lautet bekanntlich eine linke Verheißung, werde der schlechthin freie Mensch sein, frei von Privategoismen und repressiven beziehungsweise autoritären Charakterzügen.

Diese Prognose oder Wette hat sich als haarsträubender Unsinn erwiesen: Die sexuelle Befreiung führte nicht in die entspannende Vergesellschaftung des Sexus, sondern direkt in dessen konkurrenzkampfverschärfende Verprivatisierung und entzaubernde Versportlichung. Zugleich wurde er entdämonisiert. Jeder Vierzehnjährige weiß heute, was ein Gangbang ist. Das Resultat ist eine schamfreie Zurschaustellung des Sexuellen, und zwar keineswegs durch die geschäftsmäßig betriebene Pornographie, sondern von ganz normalen Leuten, wie sie in allen vorherigen Gesellschaften als schwachsinnig oder gar kriminell gegolten hätten.“

(Micheal Klonovsky, in seinem Essay „Tradition und Fortschritt – Leben wir in beispiellosen Zeiten?“, Monatszeitschrift eigentümlich frei, Nr. 124, Seite 34)

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Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

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