Auszug aus „Ein Ausflug nach Kleinasien und Entdeckungen in Lycien“ von Sir Charles Fellows (1853)

„Folgenden Vorfall erzähle ich, weil er den Charakter des Volkes (des türkischen) besonders in’s Licht stellt. Etwa drei Meilen von der Stadt bemerkte mein Diener, dass ihm sein Überrock vom Pferde gefallen war. Er ritt zwei Meilen zurück und sah einen armen Mann, der Holz und Kohlen auf Eseln von den Hügeln herabbrachte.

Als er ihn fragte, ob er den Rock gesehen hätte, sagte jener, er habe ihn gefunden und bis zur Wassermühle an der Strasse mitgenommen; er habe ihn allen, die ihm begegnet seien, gezeigt, damit sie ihm helfen sollten, den Eigentümer ausfindig zu machen. Als ihm mein Diener Geld bot, schlug er es aus und erklärte ganz einfach, der Rock sei nicht sein Eigentum und sei bei dem Müller ganz gut aufgehoben. Mein Diener ritt nun zu dem Hause des Müllers, der ihm sogleich den Rock auslieferte und ebenfalls jede Belohnung ausschlug, indem er sagte, er würde ihn an der Tür aufgehangen haben, wenn er nicht eben hätte müssen in die Stadt hinabgehen. — Man muss sich vielleicht weniger über die Ehrlichkeit wundern, als darüber, dass diese Leute kein Greld annehmen wollten. Dies ist gewiss ein Zug des Charakters, den man den Türken nicht zuerkannt hat.“

(Sir Charles Fellows, Ein Ausflug nach Kleinasien und Entdeckungen in Lycien, 1853)

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Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

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