Sind Terror und Gewalt ein Resultat der „salafistischen Ideologie“?

von Yahya ibn Rainer

Wenn der IS irgendwo medienwirksam seine Gegner enthauptet oder Al-Qaida in Paris Cartoonisten hinrichtet, dann sind sie alle fleißig dabei es dem sogenannten „Salafismus“ in die Schuhe zu schieben. Diese „Ideologie“ sei ja so gefährlich und vom Wesen her bereits gewaltaffin.

Wenn aber Palästinenser in al-Quds (Jerusalem) und Tall Abīb Yāfā (Tel Aviv) wahl- und zahllos jüdische Polizisten und Zivilisten messern, dann ist das Schweigen groß.

Liegt es vielleicht daran, dass Palästinenser, besonders solche bei Fatah und Hamas, Schafiiten und Hanafiten sind, die der Asch’ari- bzw. Maturidi-Glaubensschule zuneigen?

Genauso ist es bei den Qassam-Brigaden der Hamas, die sich nach dem hanefitischen Sufi Izz ad-Din al-Qassam benannt haben, der als Sheikh in einer Madrassa des Qadariyya-Ordens den mystische Weg der Sufi-Tariqa lehrte. Wenn diese Qassam-Brigaden bei ihren Märtyrer-Operationen Zivilisten mit in den Tod rissen, dann war es still im Milieu der Hippie-Sufis und Heuchel-Hanefiten, kein Ton von der Gewalt aus den eigenen Reihen.

Und die Taliban? Wer hätte es gedacht? Keine „Salafisten“, sondern Hanefiten und Maturidis sinds. Die Führungsriegen der Taliban stehen in der Lehrtradition der Deobandi-Schulen, welche bekannt sind für ihre hanefitische Lehre und den gelebten und gelehrten Sufismus. Die Taliban haben übrigens schon Köpfe abgeschnitten, da haben die meisten heutigen IS-Kämpfer noch als Speisequark im Schaufenster gestanden.

Aber auch hier … Stille.

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Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

2 Gedanken zu „Sind Terror und Gewalt ein Resultat der „salafistischen Ideologie“?

  1. Die Palästinenser berufen sich aber nicht auf Ihren Hanefismus bzw. ist mir nicht bekannt, dass eine entsprechende Indoktrination zu diesen Vorfällen führt.

    In erster Linie ist das ein ethnischer Konflikt.

    Bei den Salafisten hingegen ist die vermeintliche religiöse Notwendigkeit und die anschließende Tat deutlich enger verbunden.

    Und: in beiden Gruppen stellen die Extremisten eine absolute Minderheit, und so wie Salafisten nicht gerade durch ohrenbetäubendes Weheklagen auffallen, wann immer eine Bombe durch IS und Al Kaida hochgeht, so haben die Hanefiten noch weniger Grund dazu, aus obigem Grund.

    Und überhaupt?

    Was genau ist die Aussage deines Artikels?

    Hanefis böse, da Terror?

    Ergo Salafismus böse, da Terror?

    Bist du ab sofort kein Salafist?

    1. Ich habe heute zahlreiche Kommentare von Ihnen freigeschaltet. Allerdings legt Ihre emotionale Ausdruckform nahe, dass Sie sich anscheinend angegriffen fühlen.
      Hier in einer geeigneten Form zu antworten fällt mir schwer, da ich nicht daran interessiert bin, emotionale Debatten zu führen.

      Mit dem obigen Beitrag wollte ich zum Ausdruck bringen, dass Terror und Gewalt (wenn sie von Muslimen ausgehen) in erster Linie nichts mit einer expliziten Rechtsschule oder Glaubenslehre zutun haben. Wenn also Hanefiten, Schafiiten, Malikiten oder Hanbaliten bzw. Asch’ariten, Maturiditen oder Athariten (Salafiten) im Jihaad (oder außerhalb) zweifelhafte oder verbotene Taten begehen, dann berufen sie sich nicht explizit auf ihre Rechtsschule oder Glaubenslehre, sondern eher auf eine bestimmte Fatwa. Eine solche Fatwa kann von einem Gelehrten oder Pseudo-Gelehrten stammen, der sich selbst einer bestimmten Rechtsschule oder Glaubenslehre zuschreibt, was aber nicht bedeutet, dass die anderen Gelehrten dieser Rechtsschule oder Glaubenslehre zum gleichen Urteil kommen müssen.

      Ich, als jemand der mit der Bezeichnung „Salafist“ fremdbestimmt wird, erwehre mich gegen den Vorwurf, einer Rechtsschule oder Glaubenslehre anzugehören, die maßgeblich schuldig ist am Terrorismus in dieser Welt.

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