“ … was ist aber nun die Demokratie? Die Demokratie gibt eine Antwort auf die Frage: „Wer soll regieren?“ Die Antwort darauf ist „Die Mehrheit der politisch gleichgestellten Bürger entweder in Person oder durch ihre im Mehrheitsverfahren gewählten Vertreter.“ Hingegen beantwortet der echte Liberalismus nicht die Frage nach dem Ursprung der politischen Gewalt, sondern nach ihrer Handhabung, also nicht wer, sondern wie regiert werden soll. „Wer auch immer regiert“, sagt der Liberalismus, „es muß so regiert werden, daß der einzelne Bürger die dem Allgemeinwohl nicht abträgliche größtmöglichste Freiheit genießt.“
Generell wird aber im Westen heute unter Demokratie die liberale Demokratie verstanden, wodurch schon eine nicht gelinde Verwirrung entsteht, denn auch eine absolute Monarchie oder eine Diktatur kann liberal (aber nicht demokratisch) und eine Demokratie sehr wohl illiberal sein. […]
Doch der psychologische Urtrieb zur Demokratie, die durch den Justizmord an Sokrates (der die Demokratie lächerlich gemacht hatte) in Verruf geraten war und in der Französischen Revolution Urstände feierte, ist neben dem Neid die Fiktion der Herrschaftslosigkeit.“
(Erik von Kuehnelt-Leddihn, Konservative Weltsicht als Chance, Seite 77-78)