Aus dem Gedicht Bems Tod von Eduard Schulte (1823-1870)
— Als der Verrath das Heldenschwert
Ihm rang aus festgeballten Händen,
Hat er gen Mekka sich gelehrt,
Denn zur Türkei mußt‘ er sich wenden;
Da hat er unter’m Halbmond Schutz,
Beim Sultan Menschlichkeit gefunden,
Da hat er denn im festen Trutz
Den Turban um sein Haupt gewunden! —
Denn er war mehr, als Pessimist,
Er war ein Mensch, ein rechter, freier!
„Wo nur dem Volk zu dienen ist
Steh ich bereit!“ sprach er mit Feuer!
Des Todes wüster Kugelschwarm
Ist scheu an ihm vorbeigestrichen,
Jedoch im schwülen Loderarm
Der Fieberglut ist er verblichen!
„Es ist vorüber!“ C’est passe!
Rief er noch aus im bittern Scherze;
Wir aber steh’n mit trübem Weh‘,
Gebeugt vom ehrfurchtsvollen Schmerze,
Wir sehen hin zu seiner Gruft
Den Kerim Pascha trauernd wallen
Und hören durch die stille Luft
Der Mollahs Klagelieder schallen!
Ihr „ta il allah“ schaurig tönt,
Sie zieh’n voran dem langen Zuge,
Der Grund vom Schlag der Hufe dröhnt,
Denn tausend Reiter nah’n im Fluge!
Ja! unabsehbar wird die Schaar
Und lauter stöhnen Trauerklagen,
Ein Jeder eilt die Todtenbahr‘
Mit würdevollem Stolz zu tragen. —
So ehrt der Islam wahren Ruhm,
Reicht dem Verdienst die ew’ge Krone!
Das „russisch‘ Gottesgnadenthum“
Hätt‘ ihm den Strang gebracht zum Lohne;
Wenn der Vergessenheit zum Raub
Verfallen sind die finstern Dränger,
Dann sticht den Kranz von ew’gem Laub
Für Bem ein künft’ger Freiheitssänger!
