ISIS vs. Frankreich: Wenn Terror die historische Grundlage eines Staates ist

von Yahya ibn Rainer

Nach den Anschlägen von Paris ist die halbe Welt aus den Fugen geraten. Der IS a.k.a. ISIS a.k.a. Daesh ist in aller Munde und vielerorts streitet man darüber, ob es sich bei diesem Gebilde nun wirklich um einen „Staat“ oder eher um eine „Terrororganisation“ handelt. Dabei muss man sich diese Frage gar nicht erst stellen, denn das eine schließt das andere nicht zwingend aus. Ein guter Beweis dafür ist bemerkenswerterweise Frankreich – das Opfer der kürzlichen Angriffe des IS – und seine republikanische Entstehungsgeschichte.

Wie wir alle wissen, ist die heutige Französische Republik das Resultat der Französischen Revolution, die vor etwa 225 Jahren eingeläutet wurde. Ein Mitinitiator und führender Kopf dieser Revolution war der Franzose Maximilien de Robespierre, den ich einleitend hier gerne zitieren möchte:

„Der Terror (Terreur) ist nichts anderes als unmittelbare, strenge, unbeugsame Gerechtigkeit; sie ist also Ausfluss der Tugend; sie ist weniger ein besonderes Prinzip als die Konsequenz des allgemeinen Prinzips der Demokratie in seiner Anwendung auf die dringendsten Bedürfnisse des Vaterlandes.”

(Rolf Reichhardt (Hrsg.), Die Französische Revolution, Ploetz, Freiburg und Würzburg 1988, S. 68 f)

Dies ist zwar eine interessante Aussage, doch scheint sie eher nichtssagend, wenn man nicht weiß, was hier mit Terreur gemeint sein könnte.

Ein höriger Unterstützer der Französischen Revolution war u.a. General François-Joseph Westermann. Westermann war ein aus dem Elsass stammender General. Im Juni 1793 griff er mit 1200 republikanischen Soldaten den Ort Parthenay an. Nach erfolgreicher Eroberung meldete er an den Wohlfahrtsausschuss:

“Es gibt keine Vendée mehr, meine republikanischen Mitbürger! Sie ist unter unseren Säbeln gestorben mitsamt den Frauen und Kindern. Ich habe sie gerade in den Sümpfen und Wäldern von Savenay begraben. Im Sinne eurer Befehle wurden die Kinder unter den Hufen der Pferde zertrampelt, die Frauen abgeschlachtet, damit sie keine Briganten mehr in die Welt setzen. Die Straßen sind voller Leichen, mancherorts bilden sie ganze Pyramiden. In Savenay finden Massenerschießungen statt, denn es kommen immer wieder Briganten, die sich ergeben. Wir nehmen keine Gefangenen, denn man müßte ihnen das Brot der Freiheit geben, doch das Erbarmen hat nichts mit dem Geist der Revolution zu tun.”

(Erik von Kühnelt-Leddihn, Konservative Weltsicht als Chance – Entlarvung von Mythen und Klischees, Seite 38)

Diese Aussage trägt sicherlich zur Präzisierung des Begriffes Terreur bei, zumindest was seine Bedeutung für die Französische Revolution angeht, an die in Frankreich bis heute alljährlich feierlich gedacht wird (Fête de la Fédération).

Wer es etwas ausführlicher Wissen möchte, der lese die folgenden Zeilen. Aber Vorsicht, dieser Terreur ist nichts für schwache Nerven.

“Ganz grauenhafte Szenen spielten sich in Le Mans ab, wo man den Frauen, Greisen und Kindern, die sich in den Häusern dieser großen Stadt versteckt hatten, nachspürte, ihnen dann unter den Augen von Barbotte und Prieur mit Säbeln und Bajonetten die Kleider vom Leib herunterfetzte, die Frauen und Mädchen notzüchtigte und, da deren für die ,,Blauen” nicht genügende da waren, auch noch die Leichen schändete. Diese zum Teil nekrophile Orgie endete dann damit, daß man zum Gaudium der Regierungssoldaten aus den Kadavern nach dem Vorbild von Arras ,,Republikanische Batterien” zusammenbaute. In Angers hingegen köpfte man die Gehenkten und verlangte von den Ärzten, daß sie die Köpfe präparierten, um sie auf den Zinnen der Stadtmauern aufzupflanzen. Da aber die Ärzte zu langsam arbeiteten, köpfte man schnell noch einen Haufen von Häftlingen, darunter eine 82 Jahre alte, sehr heiligmäßige Äbtissin.

In Avranches und in Fougères (Normandie) fanden in den Spitälern höllische Szenen würdig des Pinsels eines Brueghels statt. Dort lagen auch kranke Frauen von Chouans, die geschändet und langsam zu Tode gequält wurden. Einen besonderen Spaß fanden die ,,Blauen” darin, ihnen Schießpulver in die Scheiden einzuführen und dann zur Explosion zu bringen, […]

Ein großes Vergnügen bereitete es den Bleus, die sich selbst colonnes infernales nannten, Frauen und Kinder in Backöfen schmoren zu lassen. Um den sadistischen Genuß jedoch auf die Spitze zu treiben, wurden die Opfer in die kalten Rohre gepreßt, die erst dann beheizt wurden. […] Die Bleus aber waren auch ,,praktisch”. Sie gerbten die Häute ihrer Opfer (die Männer lieferten besseres Material als die Frauen) und machten daraus Lederschürzen, Reithosen und Bucheinbände. Auch das Fett der Leichen verwendete man, um Seifen für die Spitäler herzustellen. Eine solche Gerberei übersiedelte von Meudon nach Pont-de-Cé in der Vendée. […]

In der Vendée aber war es ein besonders beliebter Sport der Bleus, die Kinder aus dem Fenster zu werfen, um sie dann mit dem Bajonett aufzufangen. Sehr populär war auch das Aufschlitzen schwangerer Frauen, um die Ungeborenen zu zerstückeln und die Frauen verbluten zu lassen. Andere schwangere Frauen zerquetschte man in den Wein- und Obstpressen. […]

Ein ganz besonders grausiger Fall war der eines Mädchens, das man nach seiner Schändung nackt mit auseinandergespreizten Beinen an zwei Baumästen aufhing und von oben nach unten aufzuschneiden versuchte. Den Bleus mangelte es eben nicht an Phantasie.”

(Erik von Kühnelt-Leddihn, Konservative Weltsicht als Chance – Entlarvung von Mythen und Klischees, Seite 39-40)

Wenn also ein Staat auf einer solchen historischen Grundlage basiert, aber trotzdem als Hort von Freiheit und Brüderlichkeit gelten kann, dann ist doch auch für einen IS a.k.a. ISIS a.k.a. Daesh nicht Hopfen und Malz verloren … oder doch?

Loading

Ähnliche Beiträge

Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

2 Gedanken zu „ISIS vs. Frankreich: Wenn Terror die historische Grundlage eines Staates ist

  1. Eigentlich könnte man den IS in die EU Aufnehmen,wenn man sich die geschichte der Grande Nation anschaut woo die Nazis sich inspirieren lassen haben.Israel sollte seine beziehung zu Frankreich nochmal überdenken.Den IS könnte mann auch mit Israel vergleichen.

Schreibe einen Kommentar zu False Flag in Paris.Schon Wieder. Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.