Auszug: Thomas Fasbender – Sie kämpfen für Identität

„Der von Buchanan prophezeite Kampf zwischen Homo davosiensis und den Anhängern der alten Identitäten ist längst entbrannt. Gulliver im globalen Dorf bemerkt die Nadelstiche und reagiert gereizt. Auf allen Seiten marschieren die Liliputaner auf, verteilt über ein höchst widersprüchliches Sammelsurium von Fronten: Dritte-Welt-Bauern gegen Monsanto, Nestlé und Unilever; Islamisten gegen den säkularen Staat; die Netzgemeinde gegen Überwachung, Kontrolle und Datenspeicherung; Wutbürger gegen die Pläne der Großeuropäer in Brüssel; Identitäre gegen ein multikulturelles Europa; Antiglobalisten gegen die geballte Bankenmacht; Schweizer für das Recht zu bestimmten, wer in ihrem Lande Wohnsitz nehmen darf und wer nicht.

All das hängt zusammen, quer durch alle politischen Lager, durch alle Kulturen, durch alle sozialen Schichten. Sie kämpfen für Identität, wie sie sie verstehen, für ein Dasein, das nicht nur der Effizienz und dem Bruttosozialprodukt geschuldet ist. Für Familie, Heimat (auch metaphysische), private Räume (auch im Netz), Herkommen, Zugehörigkeit. Sie kämpfen für Dinge, die sich ähnlich bleiben und berechenbar sind auch im Wandel der Zeit.
Sie kämpfen für etwas, das gilt, und gegen Beliebigkeit.“

(Thomas Fasbender, Identität und Kunst: Krim-Sezession als Zäsur, eigentümlich frei Nr. 142, Seite 43)

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Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

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