Schönes Gleichnis: Bewahrung des Kapitals und Kampf gegen die Khawarij haben Vorrang

von Yahya ibn Rainer

Was hat Vorrang? Kapital zu erwirtschaften oder bereits vorhandenes Kapital zu bewahren? Und was hat noch Vorrang? Die Bekämpfung der Götzendiener oder die Bekämpfung der Khawarij?

Ibn Hajar lässt in seinem Fath al-Bari zu dieser Frage den Gelehrten und Wesir Awn ad-Din ibn Hubayra (geb. 499 n. H.) zu Wort kommen. (zitiert und übersetzt aus dieser Fatwa, Seite 378)

«Es heißt in der Überlieferung, dass das Bekämpfen der Khawarij Vorrang gegenüber der Bekämpfung der Götzendiener hat. Die Weisheit [dahinter] ist, dass die Bewahrung des Kapitals des Islam in deren Bekämpfung liegt, wohingegen das Erzielen von Profit in der Bekämpfung der Götzendiener liegt. Das Bewahren des Kapitals hat Vorrang.»

Für mich ist diese Aussage in vielerlei Hinsicht interessant.

  1. Sie weist darauf hin, dass die Araber mitunter auch ein Volk von Händlern und Kaufmannsleuten waren und deshalb Gleichnisse aus der Welt des Wirtschaftens nicht nur von Allah und Seinem Gesandten geprägt wurden, sondern auch von zahlreichen Gelehrten.
  2. Kapital, also verfügbares Vermögen, wird in diesem Gleichnis mit dem Islam gleichgesetzt.
  3. Das Erzielen von Profit wird in diesem Gleichnis mit dem Kampf gegen die Götzendiener gleichgesetzt.
  4. Das Bewahren von Kapital, also das Behalten und Schützen von Vermögen, wird mit dem Kampf gegen die Khawarij gleichgesetzt und es wird ihm sogar ein Vorrang eingeräumt, gegenüber dem Erzielen von Profit.
  5. Die Wichtigkeit des Kampfes gegen die Khawarij wird sehr deutlich.

Loading

Ähnliche Beiträge

Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

5 Gedanken zu „Schönes Gleichnis: Bewahrung des Kapitals und Kampf gegen die Khawarij haben Vorrang

  1. Sie müssen sich damit begnügen, dass ich Ihre Kommentare freischalte. Ich habe weder die Zeit noch die Muße, all Ihre Überlieferungen auf Quelle, Authentizität und Sharh zu prüfen.
    Wer neben den Ahadith auch die Kommentare der Gelehrten liest, der weiß, dass meine Beiträge bezüglich Profit und Wohlstand alles andere sind als irreführend.

  2. Warum nur fällt es so vielen schwer, konsequent zu Ende zu denken?

    Der von dir angeführte Hadith (der mit dem Mann mit krausem Haar etc.) handelt nur vom Allgemeinen.

    Sprich, es ist keine Pflicht, mehr als die Zakat zu spenden.

    Aber es ist auch nicht verpflichtend, mehr als 5 mal zu beten.

    Doch wozu hat der Prophet aufgerufen und was ist so empfohlen, dass es fast schon einer Pflicht nachkommt?

    Freiwillige Taten! So sehr, dass der Prophet sagte, man sollte ein Vermögen, dass einem Berg aus Gold entspricht (siehe oben) schnellstmöglich spenden.

    Der Autor hingegen empfiehlt explizit das Gegenteil!

    Das geht mir aufn Keks. Sonst nichts.

    Man könnte auch sagen das 5xbeten und Zakat die Basics sind, aber es ist absolut hirnrissig, angesichts der Tatsache, dass neben dem Iman nur die Taten einen ins Grab folgen, viel Geld für vergängliche Dinge auszugeben.

    Genau darauf aber laufen hier gefühlte 50% aller Artikel hinaus.

    Profit gut. Punkt. Was man mit diesem Profit machen sollte, sagt der Autor nicht. Da er sonst Vermögenanhäufen lobt, ergibt sich daraus eigentlich nur: Anhäufen und Behalten (!) dieses Vermögen.

    Und Behalten ist das Gegenteil von Ausgeben.

    Ich habe gefühlte ein Dutzend Ahadith und Ayats aus Bukhari und Muslim gelistet, die eine eindeutige Stoßrichtung aufzeigen.

    Große Gelehrte und bedeutende Muslime lebten deshalb als Sufis, eines der Hauptthemen im Islam ist deshalb die Warnung vor dem schnöden Mammon und der Hinweis, möglichst viel Gutes zu tun.

    Nun aber tritt hier jemand auf und fungiert als Sprachohr neoliberaler Geldanbeter mit einem islamischen Anstrich.

    Er vermeidet es, ein Gesamtbild abzugeben und ignoriert bis Heute die von mir aufgezählten Ahadith.

    Erst dachte ich, er wollte nur wissenschaftlich mit einem Teilaspekt des Islams auseinandersetzen.

    Was auch okay ist. Doch es scheint immer mehr durch, dass er seine Wirtschaftsideologie als Gerüst eines idealen islamischen Lebens ausgeben will.

    Und das ist nicht der Fall. Marktwirtschaft ist halal, beschreibt aber nur, nach welchem System wir wirtschaften.

    Er geht aber weiter und ersetzt die klassische Beurteilung vom Thema Geld und Vermögen mit der Beurteilung der Geldanbeter, daher führt er sie ständig als Quelle an.

    Ich jedenfalls gebe auf, erst Kommunist (nach eigenen Angaben DKP-Mitglied), dann Erzkapitalist und “Salafist“.

    Ich habe mittlerweile mit allen Gruppen Bekanntschaft gemacht, Gülencis, Nurcis, Hanbaliten, Malikiten, Hanefiten, Schafiten.

    Ich habe hier und da gelesen, diesen und jenen Beitrag “studiert“.

    Aber nie ist mir so jemand wie dieser Raft begegnet.

    1. Zur Abwechslung könntest du konkret auf meine Einwände eingehen, was du bisher vermieden hast.

      “…you will compete for it just as they competed for it and it will destroy you just as it destroyed them“

      Du sagst: Compete for money, it is good for ya

      Mohammed sas sagt: Don’t do it for it may destroy you.

      Ich nehme letzteren.

      1. Ihre Einwände sind die Einwände desjenigen, der einige ihm genehme Überlieferungen kennt und sie ohne den Sharh der Gelehrten als absolut normativ ansieht.
        Gehen Sie einmal in sich und überlegen Sie, wie viele gesunde und gute Überlieferungen es noch gibt (wohl abertausende), die Sie nicht kennen und die von wahren Gelehrten in Betracht gezogen wurden, als sie das Streben nach Profit und Besitz als erlaubt und (im Falle des erlaubten Umgangs damit) auch als erstrebenswert hielten.

        Da von Ihnen bisher noch kein einziger Sharh, noch keine einzige Fatwa und noch kein einziger qualifizierter Fiqh-Kommentar zum Thema kam und Ihre Kommentare weiterhin nicht das Niveau eines brüderlichen Austauschs erreicht haben, werde ich ab sofort Ihre Kommentare nicht mehr freischalten.

        Ich bin beruflich als Geschäftsführer und Prokurist tätig (habe also nicht die Zeit, mich mit jedem Ihrer willkürlichen Einwänden auseinanderzusetzen) und ich kenne erfolgreiche hochrechtschaffende Kaufleute, die durch das Ansparen von Kapital und das Streben nach Profit einen Wohlstand erreichen konnten, so dass sie, wenn sie einmal die Brieftasche für eine Spende öffnen, das Vielfache von dem ausgeben können, was Otto-Normal- & Man-darf-nicht-nach-Profit-streben-Muslime im ganzen Jahr oder ganzen Leben spenden können.

        Es gab gewaltig reiche Sahaba, wie z.B. Abd ar-Rahmân ibn `Awf, die in den Biographien der Gelehrten für ihr Kaufmannstalend (Profit zu erwirtschaften und damit Reichtum anzuhäufen) gelobt wurden und die ihren Nachkommen auch angehäuften Wohlstand vererbten.

        Verschwenden Sie nicht Ihre wertvolle Zeit damit, sich aus den wenigen Überlieferungen die Sie kennen, eine eigene Ideologie zu basteln, sondern lesen Sie besser die Bücher der Gelehrten und lassen Sie sich überraschen von der Vielfalt der Ansichten zum Thema Tijara, Wohlstand und Profit.

        Ibn Qudama berichtet in seinem Mukhtasar Minhādsch al-Qāsidīn, dass Sufjan ath-Thauri (einer der gewaltigsten Gelehrten des frühen Islams) sagte: „Geld ist die Waffe der Muslime in unserer Zeit“ und Abu Ishaq as-Sabi’i sagte: „Sie (d. h. die früheren Rechtschaffenen) sahen den Wohlstand als Hilfe für die Ausübung der Religion“.

        Sie müssen bei der Lektüre von Ahadith (wenn Sie schon meinen dazu normativ in der Lage zu sein) immer beachten, dass es zu bestimmten Themen auch augenscheinlich wiedersprechende Aussagen des Propheten gibt. Dies kann viele Gründe haben. Deshalb gibt es die Wissenschaft des Fiqh, damit diese Aussagen in einen normativen Kontext gebracht werden können. Aus diesem Grund gibt es auch zahlreiche Gelehrtenaussagen, die den von Ihnen so gern zitierten Überlieferungen scheinbar wiedersprechen.

        Tun Sie mir und sich selbst einen Gefallen. Verschwenden Sie nicht Ihre wertvolle Zeit damit, hier auf meinem Blog zu versuchen, mich von irgendetwas abzubringen oder mich in Debatten zu verwickeln. Sie werden damit keinen Erfolg haben und es hält Sie nur davon ab, sich in Ihrer Religion qualifiziert zu bilden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.