Buchauszug: Leopold Weiss – Es scheint, dass das kommunistische Experiment nichts anderes ist als … (1934)

„Es ist nicht uninteressant zu beobachten, wie die […] antireligiöse Evolution jetzt ihren logischen Höhepunkt erreicht hat. Die Sowjetunion zeigt kulturell keine essentiell unterschiedliche Entwicklung zum Rest der westlichen Welt.

Umgekehrt: Es scheint, dass das kommunistische Experiment nichts anderes ist als Höhepunkt und Erfüllung der entschieden antireligiösen und antigeistigen Neigungen der modernen westlichen Zivilisation. Es mag sogar sein, dass der Grund des gegenwärtig scharfen Antagonismus zwischen dem kapitalistischen Westen und dem Kommunismus nur das unterschiedliche Tempo ist, mit dem beide, im Wesentlichen parallelen Bewegungen in Richtung ihres gemeinsamen Ziels fortschreiten. Ihr ähnlicher innerer Wille wird sich zweifellos in Zukunft mehr und mehr ausprägen. Aber schon jetzt ist die fundamentale Tendenz beider, des westlichen Kapitalismus und des Kommunismus, zu erkennen:

Die geistige Individualität des Menschen und seine Ethik wird den rein materiellen Anforderungen einer kollektiven Maschinerie – „Gesellschaft“ genannt – geopfert. Das Individuum wird zum Rädchen im Getriebe. Die einzige mögliche Schlussfolgerung ist: Eine Zivilisation dieser Art muss ein tödliches Gift für eine auf religiösen Werten gegründete Kultur sein.“

(Leopold Weiss – Islam am Scheideweg, Edition Bukhara, Seite 57-58)

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Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

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