Gastbeitrag: Saad muss mal was loswerden

Der folgende Text stammt von einem mir persönlich bekannten Bruder namens Saad. Er entfleuchte ihm spontan im Rahmen einer Auseinandersetzung zum Thema Diskriminierung in einer kleinen gemeinsamen WhatsApp-Gruppe. Mit seiner Erlaubnis publiziere ich ihn hier in leicht berichtigter Form.

«Ich muss jetzt mal etwas loswerden.

Ich finde es mittlerweile unerträglich, wie Muslime in der heutigen Zeit beleidigt durch die Straßen laufen und „Ausschau“ nach „Diskriminierungen“ halten, an Paranoia grenzend jeden schiefen Blick als „islamfeindlich“ und diskriminierend empfinden, sich (tief in Innern vielleicht sogar freuend) dann empört im Internet/ bei anderen „akhis“ ausweinen, dass diese Zeit ja sooo schlimm ist und man es als Muslim sooo schwer hat.

Ich kann das nicht mehr hören! Wir müssen den Muslimen in Deutschland/Europa von der Minbar aus auch mal ein bisschen Stolz und Würde einbläuen und sie ermahnen endlich diese Opferrolle zu verlassen, die sie – zwar niemals zugebend, aber scheinbar – genussvoll eingenommen haben!

Was ich auch beobachte: Viele Jugendliche benutzen den eigenen ungepflegten Fusselbart (bei „ukhtis“: den meterlang am Boden schleifenden khimar) als Ausrede für das eigene Versagen im Alltag. Es ist halt edler zu behaupten, dass man sich halt auf der Wahrheit befindet, und jeder, der auf Wahrheit ist, wird halt von den Nichtmuslimen bekämpft, als einzugestehen, dass man ein Faulpelz ist, der weder nennenswerte Ziele, noch irgendwelche Ambitionen hat am eigenen Status quo etwas zu ändern.

Deutschland ist nicht Marokko oder Saudi Arabien, hier hat jeder eine Chance! Man kommt auch ohne Bestechungsgelder und Vitamin B an gute Jobs heran, und wenn man keine Lust hat Angestellter zu sein, dann kann man sich, mit etwas Fleiß und Kreativität, auch selbstständig machen!

Deutschland ist im Vergleich mit anderen westlichen Ländern generell etwas fremdenfeindlich eingestellt, das ist nichts Neues! Aber schau dir die Schwarzen und Schwulen an: In den 90er wurden sie noch verfolgt und teilweise von Nazimobs gelyncht. Und heute? Sie haben sich etabliert, nehmen heute wichtige Positionen ein und haben ihre eigenen Lobbys.

Das heißt wir müssen arbeiten und nicht rumheulen! Fragst du einen 0815-„Akhi“ heute, was er so mit seinem Leben vorhat, hörst du nicht etwa hoch angesetzte Ziele, wie ein Medizinstudium, um später eine eigene Praxis zu gründen und um Muslime beschäftigen zu können, nein, er will lieber „irgendwo in Kairo arabisch lernen“.

Wir müssen uns endlich zusammenreißen und diese Opferrolle verlassen. Mir scheint, die Lieblingsbeschäftigung der „Akhis“ und „Ukhtis“ heutzutage ist, den Teufel an die Wand zu malen. Ja, ok, ich werde manchmal auf der Straße schief angeschaut. Und weiter?!? Geh ins nächste Fitnessstudio, trainier dir mal gescheite Nacken- und Schultermuskeln an, dann wird es sich der Nazi auf der Straße sich zweimal überlegen, ob er sich mit dir anlegen will. Aber nein, das ist zu anstrengend. Lieber die nächste Pringelspackung aufmachen und schauen was Abduladhim so Neues auf seiner Facebook-Page gepostet hat, um sich anschließend mit „Akhis“ darüber zu empören, wie irregegangen der Mann doch ist.»

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Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

8 Gedanken zu „Gastbeitrag: Saad muss mal was loswerden

  1. Man sollte aufpassen wie man über einen sogenannten “ Fusselbart“ und einen „am Boden schleifenden khimar “ schreibt / spricht.

    Wenn eine Schwester denn Khimar so lang hat, um sicher zu gehen, dass man kein Zentimeter ihre Füße sieht [und es ist haram dass etwas von den füßen der frau für fremde sichtbar wird], dann ist das ein zeichen der Taqwa. Und es ist nicht unüblich, dass dann der Khimar am Boden schleift. es ist eher üblich das der khimar am boden schleift bei der Muslimischen Frau.
    Schlimm wäre eher wenn der khimar zu kurz wäre.

    Und was den Bart anbetrifft, so kann sich der Bartwuchs von Mann zu Mann unterscheiden. Auch die Bartstruktur kann sich von Mann zu Mann unterscheiden. Von glatt bis lockig, über dicke dünne, feine, oder harte Haare…so gibt es ganz verschiedene Bart-Typen.

    Wenn ein „Kritiker“ einen bestimmen Bart-Typ nicht kennt, dann soll der „kritiker“ nicht direkt begriffe wie „fusselbart“ verwenden. ich weiß nicht, ob er den ausdruck „fusselbart“ negativ meint. Aber: sollte sich jemanden negativ über den bart äußern, so ist das großer Kuffr ( selbst wenn man selbst ein großen Bart hat ). daher rate ich zur vorsicht.

    Ich selber habe einen sehr dichten bart, mit harten und stark gelockten bart-haaren. egal wie oft man kämmt, „pflegt“, oder sontstwas..er nimmt immer wieder die selbe form an, nach relativ kurzer zeit. [ es hat echt nicht immer was mit „pflege“ zu tun, wie ein Bart aussieht ]

    wenn der „kritiker“ mit „gepflegt“ allerdings was ganz anderes meint, und zwar dass man hier und da am bart mit der schere schneidet um den bart in eine gewisse „form“ zu bringen, so ist das haram. [Ich meine jetzt nicht die sache über faustlänge, sondern die art und weise des schneidens dass man links und rechts und so rum schneidet…wie es z.b. bei einigen arabischen tv predigern der fall ist].

    vielleicht sollten einige, bevor sie die große “ („Selbst“)-Kritik Keule“ auspacken, erstmal sich ausführlich mit dem Fiqh einiger Thematiken auseinander setzen.

    Dann könnte die kritik – mit Beweisen und Belegen untermauert – vielleicht wirklich mal nützlich sein, anstatt immer wieder das selbe Zeug, was auch schon dieses forum tlws. zugemüllt hat.

    Wenn man wirklich der Ummah mit nützlichen Tipps helfen will, so soll man sich das nötige Fiqh wissen aneignen, bei dem thema über das man Nasiha geben will.
    Ansonsten wäre es angebrachter über das jeweilige thema zu schweigen.

    Aber leider sehe ich heute, dass die leute für ihren dunja massig viel zeit investieren, Bücher und Bänder für ihr dunja studium verschlingen… und obwohl man für den Din nicht mal 20 % so viel an Bücher gelesen hat, wie für das studium, so will man trotzdem „mal so ganz nebenbei“ den großen “ „Selbst“-Kritiker“ „spielen“.

    solche leute könnten uns vielleicht wissen von ihrem studium mitgeben, wenn es nützlich ist. Immerhin habe sie tag und nacht dafür gelernt und gebüffelt – und das über Jahre. Da könnten sie sich vielleicht wirklich nützlich machen bi ithn Allah.

    Aber in Themen des Din sei Vorsicht geraten, falls man nicht basierend auf fundiertem Wissen in die Tasten tippt.

    Und der Ausdruck „0815“ ist eine Herabwürdigung !

    wenn man die Allgemeinheit der Muslime meint, also die 3wwan, so soll man wissen, dass „0815“ der falsche ausdruck dafür ist. denn „0815“ steht nicht für die Allgemeinheit, sondern für etwas „Billiges“ / unterschicht etc..
    so sollte man einen Muslim nicht bezeichnen.

    und was soll das heißen “ man hört keine hoch angesetzten Ziele…sondern Arabisch lernen in Kairo“ ??

    Sicherlich gibt es noch höhere Ziele, aber es ist schon ein hohes und edles Ziel, dass man Arabisch lernt. Auch sowas sollte man nicht herabwürdigen !!
    Und über die Wichtigkeit der Arabischen Sprache möchte ich jetzt an der Stelle kein Referat schreiben.

    1. Ich möchte gar nicht großartig auf den Inhalt Ihrer Kritik eingehen, denn sie steht für sich und kann von den geeigneten Leuten gewiss richtig eingeordnet werden. Nur so viel sei gesagt: Sie haben die komplette Intention des Textes verworfen, um sich an einem „ungepflegten Fusselbart“ und „am Boden schleifenden khimar“ auszulassen. Dass der obige Text von der Gattung her als Polemik verstanden werden kann, ist Ihnen entweder irrtümlich entgangen oder entzieht sich gar komplett Ihrer literarischen Auffassungsgabe. Sollte letzteres der Fall sein, dann möchte ich Ihnen hiermit nahelegen, sich mit den klassischen Stilmitteln einer Polemik vertraut zu machen. (Die da u.a. seien: Übertreibung, Ironie und Sarkasmus).

      Was die unsägliche Jahil-Keule jedoch angeht, so entfleucht unsereins eher ein müdes Lächeln als großes Entsetzen. Diese Keule ist zumeist das grobe Werkzeug der wahren Juhaal, die ihre Urteile nicht auf Beweisen aufbauen, sondern auf Vermutungen und im Verlass auf das eigene (meist erbärmliche) Urteilsvermögen.

      Der Autor des obigen Textes – der Bruder Saad – wollte es selbst an dieser Stelle nicht anbringen, aber ich sehe mich leider gezwungen diesen Akt der Zurückhaltung zugunsten der Verteidigung seiner Ehre mit dem folgenden Hinweis auf seine Vita zu übergehen:

      Der Bruder Saad ist arabischer Muttersprachler, lebt derzeit in Medina/Saudi-Arabien und studiert an der dortigen al-Ǧāmiʿa al-Islāmīya bi-l-Madīna al-Munauwara (Islamische Universität Medina) erfolgreich diverse Fächer der Islamischen Wissenschaften. Er ist gewiss kein Alim, kein Sheikh, aber ein Jahil, ein Unwissender ist er ganz gewiss nicht, denn als solcher wird man an dieser Universität sicherlich nicht aufgenommen und über Jahre ausgebildet.

  2. Assalamualaykum

    Der Sinn des Textes ist klar,…….
    aber literarische Werkzeuge dürfen nicht in Zusammenhang mit lustigmachender Erwähnung über etwas vom Deen als Islam benutzt werden.
    SubhanAllah. Wenn euch wirklich etwas daran liegt das die Muslime ihre Einstellung ändern, dann ist diese Provukation fehl am Platz.
    Außerdem, und das solltet ihr wissen, der 6. Punkt bei den 10 Auslöscher des Islams, eines sehr weisen Gelehrten, natürlich mit Beweis aus dem Quaran……Schaut mal nach Punkt 6….Bei:
    Die Zehn Auslöscher des Islam.

  3. Salam aleykum,

    ich kann schon verstehen warum sich einige hier nun angegriffen fühlen. Unser Akhi Saad hat nämlich einen sehr empfindlichen Punkt getroffen mit seinem Text.

    Ich hab selber beobachtet, wie leicht es doch einem fällt sich nur auf seinen Glauben zu konzentrieren, schön zuhause zu bleiben ab Sonnenuntergang und Islam-Videos anzuschauen. (Das ist auch gut so !!)
    ABER: Nur weil diese Dunya für uns keine große Rolle spielen sollte, heisst das nicht, dass wir keine Verantwortung zu tragen haben anderen Geschwistern und später mal unseren eigenen Kindern ein Vorbild zu sein. Und dazu gehört sich geistig weiter zu bilden.
    Oder wenigstens mal andere Ziele im Leben anzustreben als einen Zuspruch von Arbeitslosengeld II oder der erstbesten Möglichkeit endlich zu heiraten. Kochen und auf Kinder aufpassen würde ich auch gerade viel lieber machen, als mich mit Klausuren rumzuschlagen 🙂

    Nehmt es den Artikel von unserem Akhi Saad mal mit Humor auf. Es ging nicht um eure Bart-Hygiene…

    Ma Salam

  4. „Sag:Habt ihr euch denn über Allah und Seine Zeichen und Seinen Gesandten lustig gemacht? Entschuldigt euch nicht! Ihr seid ja ungläubig geworden, nachdem ihr den Glauben(angenommen) hattet. Wenn Wir (auch) einem Teil von euch verzeihen,so strafen Wir einen (anderen) Teil (dafür), daß sie Übeltäter waren.“ (9/ 65-66)

    Humor im Islam hat seine Regeln und Grenzen, also bitte vorher Nachdenken, dann Schreiben.

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