Repression und gesellschaftliche Isolierung: Die gefährliche Taktik von Behörden und Medien

von Yahya ibn Rainer

Nach dem Vorfall am 02.03.2011 in Frankfurt. Es ist also soweit gekommen. Die Medien feiern den „ersten islamistischen Terroranschlag auf deutschem Boden“ (Welt, Spiegel, Stern, Tagesschau, u.v.m.), der neue Innenminister kann offen den „Kampf gegen den Salafismus“ erklären und die bundesdeutschen Behörden frohlocken, denn ihre Taktik ist aufgegangen.

Was wirklich hinter den Kulissen vor sich geht, bleibt den allermeisten Bürgern dieses Landes verborgen. Man begnügt sich mit der täglichen Lektüre der lokalen Tageszeitung und empört sich bei Gelegenheit über Berichte von angeblichen Hasspredigern, salafistischen Umtrieben und dschihadistischen Aktivitäten. Aber näher und tiefergehend möchte man sich eigentlich nicht damit beschäftigen, das sollen mal Verfassungsschutz, Kriminalamt und Staatsanwaltschaft machen, denn die wissen schon was sie tun, ihnen vertrauen wir…blind.

Ein großer Fehler! Dies sage ich, als mittelbarer und unmittelbarer Betroffener.

Anfang 2007 traf ich für mich die Entscheidung, nach langer Zeit reiflicher Überlegung, endlich den Islam anzunehmen und somit meinem Leben einen radikalen Wendepunkt zu verschaffen. Ich war sehr gut vorbereitet und habe mir im Vorfeld sehr viele Gedanken darüber gemacht welche islamische Glaubenslehre meiner innersten Veranlagung am nächsten steht. Die Muslime und ihre Glaubenspraxis sind lange nicht so einig wie es von außen manchmal den Anschein hat. Bereits kurz nach dem Ableben der Gesandten Allahs – Allah segne ihn und schenke ihm Heil – begannen die Muslime verschiedene Ansichten, Meinungen und Urteile zu entwickeln, und bis zum heutigen Zeitpunkt haben sich viele verschiedene theologische Schulen und Glaubenslehren herausgebildet. Ebenso wie es im Christentum viele verschiedene Konfessionen gibt (katholisch, evangelisch, evangelikal, neuapostolisch usw), so muss man auch als angehender Muslim eine wichtige Unterscheidung vornehmen.

Ich entschloss mich bewusst für die atharische Glaubenslehre (Athariyya), die (neben der maturidischen und ascharitischen) zu den drei Glaubenslehren gehört, deren Anhänger sich zum Sunnitentum bekennen, also die überwältigende Mehrheit unter den Muslimen weltweit ausmacht. Für mich war das nichts außergewöhnliches und ich hatte nicht im Ansatz eine Ahnung davon, welche Folgen diese Entscheidung irgendwann in meinem Leben spielen würde.

Heute, 4 Jahre später, stehe ich am Pranger. Ich gelte nicht nur als Islamist, Salafist und Dschihadist, sondern habe auch schon behördliche Beschattungsmaßnahmen und ein Gefährder-Gespräch hinter mir. Der Grund hierfür ist mir schleierhaft, denn seit meiner Konversion bin ich weder strafrechtlich in Erscheinung getreten, noch trete ich in irgendeiner Weise gewalttätig und feindselig in der Gesellschaft auf. Ganz im Gegenteil.

Ich habe dem Konsum jeglicher Rauschmittel abgeschworen und bewege mich deshalb immer im Vollbesitz meiner sinnlichen Wahrnehmungen und geistigen Kräfte unter den Menschen. Die Praxis meiner Religion fordert von mir eine Hilfsbereitschaft und Barmherzigkeit gegenüber meinen Mitmenschen. Wenn ich meine Wohnung verlasse, dann fasse ich oft bewusst die Absicht, den Menschen freundlich gegenüber zu treten, sie zu grüßen, anzulächeln, behilflich zu sein. Bei der Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln achte ich sehr darauf, dass alte und behinderte Mitmenschen einen Sitzplatz bekommen, obwohl ich selber eine körperliche Behinderung habe. Ich fasse häufig die Absicht auf meinen Wegen durch die Stadt ein offenes Auge für bedürftige Menschen zu haben, helfe Müttern mit Kinderwagen Treppen hinauf und hinunter, hebe den Rollator älterer Herrschaften in oder aus den Bus und reiche meinen Arm als Stütze.

Ich persönlich sehe mich in diesem Zustand, als praktizierender Muslim, wertvoller für diese Gesellschaft an, als ich es zuvor war. Aber trotzdem habe ich keine Chance auf Anerkennung und Respekt. Mittlerweile ist es hier in Hamburg sogar schon soweit, dass sich Moschee-Vorstände an die Behörden und Medien wenden, wenn ich und Muslime meinesgleichen in ihren Moscheen auftauchen.

Das kommt nicht von ungefähr. Diese Entwicklung ist Teil einer Taktik, um eine Bewegung zu isolieren, die aktiv und offen den Islam lebt und dazu einlädt und damit viel Resonanz in der Gesellschaft erzeugt … negative wie positive. In dieser Taktik arbeiten Behörden und Medien auf eine fast beängstigende Weise zusammen. Scheinbar streng geheime Ermittlungsakten verlassen auf dubiose Weise die Verfassungs- und Kriminalbehörden und tauchen bei TV- und Zeitungsredaktionen wieder auf. Moschee-Vereine werden verboten und die Neuaufteilung der ehemaligen Besucher in andere Moscheen penibel verzeichnet und medial ausgeschlachtet.

Es wird aktiv daran gearbeitet die – oft noch jungen – Muslime einer bestimmten islamischen Konfession von der Gesellschaft zu isolieren. Dabei arbeitet man ungeniert mit Islamisten konkurrierender Konfessionen zusammen und nimmt wissentlich die Gefahren in Kauf, die mit einer solchen Isolierung einhergehen. Muslimische Vereine und Moscheen werden drangsaliert, verleumdet und verboten, die Mitglieder und Besucher dieser Einrichtungen gesellschaftlich geächtet und verfolgt. Hier ein Beispiel:

Die Al-Quds- bzw Taiba-Moschee

Die Al-Quds-Moschee war mein erster Anlaufpunkt in Hamburg. Dort habe ich vor Zeugen mein Glaubensbekenntnis ausgesprochen, dort habe ich in Unterrichten den Islam erlernt und den größten Teil meiner gottesdienstlichen Handlungen vollzogen. Mir wurde diese Moschee von einem bekannten Prediger als die einzige empfohlen, die in Hamburg die atharische Glaubenslehre praktiziert, lebt und lehrt. Sicherlich war mir aus den Medien bekannt, dass in dieser Moschee ehemals Muslime verkehrten, die maßgeblich für die Anschläge vom 11. September verantwortlich gemacht wurden und ich hatte deswegen auch ein wenig Skrupel, aber einen Versuch war es mir wert und ich hatte ja jederzeit die Möglichkeit die Moschee zu wechseln.

Aber es war nicht annähernd so wie man es aus den Medienberichten kannte. Keine dunklen Räume mit düster schauenden bärtigen Männern und hallenden Hasspredigten. Ich betrat einen sehr hellen Gebetsraum, denn die gesamte Front des Raumes bestand aus großen Fenstern. Es gab dort Männer mit und ohne Bart, ältere, jüngere und sogar Kinder tobten durch den Gebetsraum. Die Menschen sahen zufrieden und freundlich aus und auch der Bruder, der mich dann in Empfang nahm, hatte ein freundliches und einladendes Lächeln. Dieser erste Eindruck blieb für den gesamten Zeitraum meines Aufenthaltes dort erhalten, bis der Trägerverein der Moschee dann im August 2010 verboten wurde und damit auch die Moschee geschlossen.

Während der gesamten Zeit in dieser vorzüglichen Moschee vernahm ich nie auch nur einen einzigen Aufruf zur Gewalt und zum kriegerischen Dschihad. Niemand versuchte mich für irgendwelche Kampfgruppen zu rekrutieren oder versuchte mich von irgendwelchen Handlungen zu überzeugen die in Deutschland verboten sind. Sobald ich aber draußen war, zeichnete sich ein anderes Bild ab. In regelmäßigen Abständen (zumeist um den 11. September herum) fand die Moschee Erwähnung in der Lokalpresse und in den gängigen Hetzblättern des Boulevard. Die Besucher und Verantwortlichen in der Moschee juckte das nicht großartig. „Das sind wir gewohnt,…“ hörte ich nur, „…da kann man nichts machen.“. Ich war da anderer Meinung und begann mich für den Verein und die Moschee zu engagieren. Ich besorgte mir ein wenig Webspace und kreierte eine Internetpräsenz für die Moschee. Ich machte die Moschee für die Außenwelt transparent, die diversen Unterrichte und ihre Zeiten wurden offengelegt, eine Selbstdarstellung wurde formuliert und online gestellt und zu fast jeder Medienregung bezüglich der Moschee gab es eine Stellungnahme. Wir empfingen sogar ein Fernsehteam des NDR, dem wir alle Räumlichkeiten zeigten und bereitwillig Auskunft gaben. Von ihnen bekamen wir auch den Impuls die Selbstdarstellung dahingehend zu erweitern, dass wir uns explizit von Gewalt gegen Unschuldige und Unbeteiligte lossagen. Hier ein Auszug aus der damaligen Selbstdarstellung:

Ein jeder Krieg ist etwas grausames. Ein Krieg hat nur Opfer. Ein gerechter Frieden jedoch hat nur Sieger.
Besonders schlimm ist ein Krieg jedoch, wenn Unschuldige und Unbeteiligte in Mitleidenschaft gezogen werden. Egal auf welcher Seite eines Konfliktes diese Opfer auch zu beklagen sind und völlig egal auch, ob man ihre Einbeziehung als Terrorismus oder Kollateralschaden bezeichnet. Wir empfinden es als eine Ungerechtigkeit und unterstützen keine Sichtweise die diesen Umstand als gerechtfertigt ansieht.

Ich war der festen Überzeugung, dass dieser Weg der richtige war. Transparenz und Offenheit. Noch vor der Schließung des Vereins nahm ich über mehrere Wochen hinweg regelmäßig einen interessierten Journalisten des SPIEGEL mit in die Moschee. Wir besuchten die Moschee zu allen Zeiten, uneingeschränkt und ohne vorherige Ankündigung. Egal ob es Freitagsgebete waren oder ganz normaler Moschee-Alltag, er konnte kommen wann er wollte und wir bewegten uns im ganzen Gebäude, auch im Bürobereich, wo normalerweise kein Besucherverkehr war.

Aber das, was ich als Fortschritt empfand und wovon ich mir positive Veränderungen versprach, war für die Behörden und ihre Taktik wohl alles andere als positiv. Auf einer Versammlung der Stadtteil-Moscheen, die regelmäßig vom Bünabe (Bürgernaher Beamter) des Stadtteils in den Räumlichkeiten der Polizei abgehalten wurde und für an dessen Teilnahme ich mich im Verein stark machte, wurden wir offen von der beisitzenden „Islamexpertin“ des LKA verbal angegriffen. Etwas später begann dann auch die Beschattung meiner Person durch hamburgische Behörden und letztendlich kam es auch zu einem Gefährder-Gespräch mit einem Beamten des Verfassungsschutzes. Ich wurde auf einmal in die Nähe des „islamistischen Terrorismus“ gerückt und man überlegte mich als Gefährder zu führen, die höchste Einstufung. Die Beschattung war teilweise dermaßen offensichtlich, dass sich mir der Eindruck aufdrängte, Ziel von staatlicher Repression zu sein.

Das Ende dieser Geschichte ist den meisten ja bekannt. Nach der Ankündigung des Hamburger Bürgermeisters Ole von Beust, das Amt abgeben zu wollen, sah ein Innensenator namens Ahlhaus die Zeit gekommen dem Spuk von Transparenz, Offenheit und Dialogbereitschaft ein Ende zu setzen, um sich in den Medien als starken Mann in den Fokus der Bürger versetzen zu lassen. Man hatte die Moschee über Jahre lang in einer Art „gut überwachten Isolation“ existieren lassen, aber nun wurde dieser Zustand der Isolation aufgebrochen, und das mit einem klaren Bekenntnis zur Gesellschaft und Teil dessen sein zu wollen:

Unser Verein steht jedem Menschen offen. Nicht nur Muslime sind bei uns gern gesehen. Auch Angehörige anderer Glaubensrichtungen sind herzlichst eingeladen und können sich bei uns über den Islam informieren oder mit Problemen zu uns kommen. Wir bieten gerne unsere Hilfe an, wenn es um Verständnisprobleme geht: Seien diese sprachlich oder zwischenmenschlich. Bei Interesse sind wir zu gesellschaftlichen Kooperationen bereit. Austausch, Hilfestellung und gemeinsame Zielsetzung sind Bestandteile, die auch wir für ein friedliches und freundschaftliches Zusammenleben für nötig halten. […]

Leider ist ein fortschreitender Werteverfall auch in der muslimischen Gemeinschaft zu beobachten. Die steigende Jugendkriminalität in unserer Gesellschaft ist besorgniserregend und der überdurchschnittliche Anteil an Jugendlichen aus muslimischem Elternhaus ist nicht zu übersehen. Diese Tatsache ist nicht nur eine Gefahr für die Gesellschaft, sondern auch eine Frage der Glaubwürdigkeit für die Muslime in diesem Land. Menschen, die den Islam praktizieren, werden zwangsweise mit diesem Problem konfrontiert und zu Recht auch in die Pflicht genommen.

Einem Muslim ist es bei Strafe verboten, zu stehlen, zu betrügen und seinen Mitmenschen gegenüber grundlos gewalttätig aufzutreten. Genauso ist auch der Konsum, Kauf, Verkauf und Umgang mit Rauschmitteln absolut verboten. Wir Muslime glauben fest daran, für unser Handeln vor dem allmächtigen Gott verantwortlich zu sein und für derartige Verfehlungen dereinst schwer bestraft zu werden. Dieses Wissen über Verbotenes und Verpflichtendes wollen wir verstärkt an die muslimische Jugend vermitteln und ihnen eine Orientierungshilfe bieten, indem wir ihnen eine Aufgabe in der Gemeinschaft und in der Gesellschaft zuteilen.

Wir möchten Ansprechpartner und Dienstleister sein, wenn es um Fragen des interkulturellen und interreligiösen Umgangs geht. Wir möchten offen erkennbar unsere Hand ausstrecken und energisch vorhandene Schranken beseitigen. Wir wünschen uns eine Renaissance des Islams wie er wirklich ist und das inmitten unserer deutsch-hamburgischen Gesellschaft als deren Bestandteil.

(Auszüge aus der Selbstdarstellung der verbotenen Taiba-Moschee)

Das hat aber niemanden interessiert. Das Verbot wurde gefeiert, Ahlhaus heimste Lob ein und wurde letztendlich auch der Nachfolger des Bürgermeisters.

Und was war mit den zahlreichen (hunderten) Besuchern der Moschee? Sie haben eine Gebetsstätte und einen sozialen Treffpunkt verloren. Nun musste man sich eine neue Gebetsstätte suchen. Die Medien jedoch (und sicherlich auch die Behörden) haben unter den muslimischen Gemeinden den Samen der Angst gesät. Niemand wollte als nächstes im Fokus der Medien und Behörden sein und so kam es zu schrecklichen Reaktionen. Es gab Moscheen und Funktionäre, die wohl keinen besseren Weg sahen, als öffentlich von „Unterwanderung durch Salafisten“ zu sprechen wenn ehemalige Besucher der Taiba-Moschee in ihre Moscheen kamen. Moscheen die nicht so handelten und uns mit offenen Armen aufnahmen (wie es sich gehört), wurden schnell zum „neuen Treffpunkt“ hochstlilisiert und mit „Salafismus und Dschihadismus“ in Verbindung gebracht. In Pinneberg führte diese Vorgehensweise kürzlich sogar zur Schließung eines Gebetsraumes.

Aber was macht ein junger praktizierender Muslim, der keine geeignete Gebetsstätte findet? Er bleibt zuhause!

Ich merke es momentan am eigenen Leibe. Seit der Schließung der Taiba-Moschee verbringe ich die meiste Zeit in den eigenen vier Wänden. Die einzige ständige Verbindung zu den Glaubensgenossen in Hamburg und ganz Deutschland beschränkt sich größtenteils auf das Internet, ein Ort wo sich die Isolierten vernetzen können, der einzige Freiraum. Aber das Internet birgt Gefahren.

Jede Moschee hat für gewöhnlich eine Art Autorität, einen Imam, der Wissen in religiösen Angelegenheit hat und an den sich Muslime bei Fragen und Nöten wenden können. Ist aber keine Moschee vorhanden, dann fehlt diese Autorität und die jungen, meist noch unwissenden Muslime holen sich ihr Wissen im Internet. Das Internet aber unterscheidet sich hier ganz grundlegend von einem Imam, denn Sheikh Google versorgt den Muslim mit einer Menge von Urteilen, und das richtige Urteil unter ihnen zu finden, dass bleibt letztendlich dem Suchenden überlassen. Oft greift in diesem Moment etwas, was im islamischen Wortgebrauch als Hawa (Gelüste) bekannt ist. Der Suchende sucht sich das Urteil heraus, dass am ehesten seinen Neigungen entspricht. Und Sheikh Google ist das absolut egal.

Dieses Problem ist innerhalb der muslimischen Gemeinschaft durchaus bekannt. Durch eigenständiges, unbeaufsichtigtes Studium im Internet sind Gruppen und Grüppchen entstanden, die sich ihre eigenen Foren und Gemeinschaften gründeten und sich gegenseitig mit ungeprüftem Material versorgen. Diese digitalen Grüppchen haben sich verselbstständigt und haben sich dem Einfluss von wissenden und weisen Imamen entzogen. Hier findet insbesondere auch eine Emotionalisierung statt und man verfällt dem Hang zur Übertreibung … ein Grundstein auf dem Wege zur Eskalation.

In der Taiba-Moschee wurde etwa ein Jahr vor der Schließung ein spezieller Aqida-Unterricht eingeführt, der sich insbesondere mit der Übertreibung im Takfir auseinandersetzte und die Scheinbeweise der Ghulaat (Übertreiber) widerlegte. Dieser Unterricht wurde explizit als Reaktion auf die Entwicklungen im Internet eingeführt und war überaus erfolgreich. Derartige Unterrichte gibt es heute nicht mehr und ich erlebe momentan – speziell hier in Hamburg – die Auswirkungen dieses Mangels. Die Verantwortlichen dafür sind die Damen und Herren der Behörden und Medien, die mit ihren Anstrengungen genau diese Entwicklung unterstützen.

Dabei sind sie ja bereits eines Besseren belehrt worden. Im Falle des Bruders Arid. U. aus Frankfurt kamen ja Behörden und Medien einhellig zum Schluss, dass es sich hier um eine Radikalisierung im Internet handelte. Beschuldigungen gegen diverse Vereine und Prediger konnten weder belegt, noch begründet werden.

Der einzige Weg aus dieser Zwickmühle ist ein ehrlicher Dialog und ein Ende der behördlichen und medialen Hetzjagd gegen offen tätige Vereine und Prediger. Dort wo es aktive und bekannte Vereine und Moscheen gibt, dort werden sich die jungen Muslime auch weniger im Internet aufhalten und sich ihr Wissen in Angesicht zu Angesicht von wahren Autoritäten holen. Aber das dürfte wohl ein Wunschtraum bleiben. Denn die Taktik im Kampf gegen den sogenannten SALAFISMUS scheint festzustehen: Eskalation durch Repression und gesellschaftliche Isolierung !

Wie neulich in Pinneberg. Ein junger Bruder hatte auf seiner Internetseite einen Agitator gegen den dortigen Gebetsraum als „dreckigen Juden“ bezeichnet und hatte darauf hingewiesen, dass Allah der Erhabene nicht nur im Jenseits Seine Strafe vollstreckt, sondern auch im Diesseits. Da es sich bei dem Herrn wirklich um einen Juden handelte, sorgte das natürlich sofort für einen großen Wirbel. Der Moschee-Vorstand reagierte, besuchte die Bürgermeisterin, entschuldigte sich bei dem beleidigten Herrn und lud beide zu einem Gespräch in die Moschee ein. Beide kamen nicht. Statt dessen gab es einen Runden Tisch der Religionen, natürlich unter Ausschluss der kleinen Moschee-Gemeinde, dafür aber mit dem Leiter des schleswig-holsteinischen Verfassungsschutzes, Herrn Eger. Seine Meinung dazu, wieso es keinen Dialog mit uns geben sollte ist folgende:

Eger warnte: Die Erfahrung zeige, dass ideologisierte Islamisten in Diskussionen oft die Unwahrheit sagten. „Das ist verlorene Zeit“, sagte er.

(http://www.uena.de/lokales/nachrichten/index.php/2929703)

Heute gibt es den Gebetsraum in Pinneberg nicht mehr. Der Vermieter hatte, auf Druck der Gemeinde hin, den Mietvertrag gekündigt. Und wieder eine handvoll junger Muslime ohne Gebetsraum, … aber im Internet ist ja noch massig Platz. Ein Hoch auf die Internetradikalisierung…

Loading

Ähnliche Beiträge

Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.