Auszug: Johann Ludwig Burckhardt – Wahhabitische Regierung (1814)

Johann Ludwig Burckhardt befand sich um 1814 im Rahmen seiner Pilgerfahrt auf der arabischen Halbinsel und erlebte dort hautnah das 1. Wahhabitenreich. In seiner Abhandlung Bemerkungen über die Beduinen und Wahaby, berichtet er ausführlich über den Charakter dieses Reiches und über die Kämpfe die zu seinem Untergang führten.

Im folgenden Auszug stellt er kurz dar, wie der wahhabitische Regent Saud seine Araber führte:

„Er ließ sie im Genuss ihrer Freiheit, nötigte sie aber, in Frieden zu leben, das Eigentum zu achten und den Bestimmungen des Gesetzes Folge zu leisten.

So wurde denn mit dem Fortschritte der Zeit das Oberhaupt der Wahaby Regent vom größeren Teile Arabiens. Seine Regierung war frei, weil sie sich auf das System eines Beduinenstaates gründete. Er war das Oberhaupt aller Scheikhs (Emire) der einzelnen Stämme und leitete ihre politischen Angelegenheiten, während alle Araber innerhalb ihrer Stämme völlig unabhängig und in Freiheit blieben, nur jetzt gehalten waren, den strengen Sinn des Gesetzes zu beobachten, und sich Strafen aussetzten, wenn sie dagegen handelten. Sonst erkannte ein Araber kein anderes Gesetz, als seinen eigenen Willen an, …

Saud galt allgemein für einen Mann von unbestechlicher Gerechtigkeit, war nur in seinen Entscheidungen gegen Übertreter des Gesetzes allzu streng. Sein durchdringender Scharfblick setzte ihn bald in den Stand, zu entdecken, ob ein Zeuge falsch aussagte; und einen solchen bestrafte er immer auf eine exemplarische Weise. Seine Bestrafungen waren indessen nicht grausam, und man hat mir versichert, dass seit dem Tode seines Vaters nur 4, oder 5 Personen zu Derayeh hingerichtet worden sind.“

Loading

Ähnliche Beiträge

Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.