Ich verachte euch dafür …

von Yahya ibn Rainer

Viele Libyer, Syrer, Iraker, Tunesier, Ägypter, Türken, Marokkaner usw. sind in den letzten Jahrzehnten nach Deutschland gekommen, weil die Lage in ihren Heimatländern durch die nationalistischen, sozialistischen und radikallaizistischen Tyrannen für praktizierende Muslime sehr schwer wurde. Zahlreiche Muslime erzählten mir von den Praktiken der Geheimdienste und Staatsagenten in ihren Ländern, die Moscheen überwachten, ihre Besucher (besonders zum Morgengebet) verzeichneten und diese manchmal auch persönlich unter Druck setzten.

Die gleichen Leute, die mir unter Krokodilstränen diese Geschichten erzählten und sich darüber aufregten, dass es tatsächlich Menschen in diesen Moscheen gab, die mit den Knechten des Staates zusammen gegen die Muslime arbeiteten, sitzen heute mit ihren „muslimischen“ Vereinen und Verbänden gemeinsam am Tisch mit Beamten der deutschen Verfassungs- und Staatsschutzbehörden, beratschlagen sie, versichern ihre Unterstützung und geben grünes Licht für Verbote und Schließungen, im Kampf gegen einen ominösen „Salafismus“.

Diese wohlfahrtsstaatlich gefütterten und politisch umgarnten Funktionäre unterstützen einen Kampf gegen Muslime, wie ich einer bin, und fühlen sich dabei anscheinend auch noch im Recht.

So schnell kann es gehen. Schnell sind die Seiten gewechselt, wenn es nur gegen andere geht und nicht gegen einen selbst. Immer häufiger hört man in den gesellschaftlich etablierten und staatlich hofierten Moscheen der armen Opfer von früher, wie viel Dank man dem deutschen Staat schuldet und wie wichtig es ist ihm treu ergeben zu sein.

Der „Salafismus“ sei gefährlich, stimmen sie in den Chor der Staatsdiener ein, und muss staatlich bekämpft werden. Wenn aber einmal ein solcher „Salafist“ vor ihnen steht, dann heucheln sie muslimische Bruderschaft oder ignorieren ihn verschämt.

Ihr seid nicht besser als diejenigen, die euch vor Jahren noch für Gaddafi, Assad, ben Ali, Mubarak, Saddam Hussein, die Kemalisten usw. überwacht und bekämpft haben. Möge Allah euch das Ausmaß dessen offenbar machen, was ihr mit eurem Gehorsam für den Staatsapparat anrichtet. Amin.

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Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

2 Gedanken zu „Ich verachte euch dafür …

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